Ausstellung Malerei im Einrichtungshaus Kneisz, 2016
„Laudatio: „Kriese bei Kneisz“, war damals die Überschrift meiner kleinen Lobrede, die heute ein wenig länger ausfallen soll. Warum, leuchtet ein, angesichts des opulenten Oeuvres, das sich hier, im Treppenhaus, im Keller und im ersten Obergeschoss zeigt. Nicht umsonst spricht Nikolaus von einer „Werkschau“. Die Ausstellung seiner neuen Malerei kann mit Recht auch als künstlerische Zwischenbilanz gelten.
Bitte erwarten Sie dennoch keine Gesamtwürdigung von mehr als zwei Jahrzehnten bildnerischer Malerei. Die Opulenz und die Heterogenität des bisher entstandenen Werkes machen schlüssige Bewertungen nicht einfach. Immerhin aber ist eine Präsentation wie diese wohl das, was man einen „selbstbewusst vorzeigbaren Momenteindruck“ nennen sollte.
Eine Ausstellung im Einrichtungshaus Kneisz, das heißt zuerst: ein Ambiente bebildern. Bewohnbare Räume werden zu Kunst-Räumen. Das ist das Besondere. Die ausgestellten Wandbilder haben damit einen doppelten Rahmen. Der äußere und größere ist selbstredend die hochwertige Ausstattung. Nikolaus‘ Arbeiten treten in Kommunikation mit einer Wohn- und Lebenswelt von erlesener Qualität. Daraus wird absichtsvoll ein Gesamtkunstwerk.
Dass damit auch Spannungen entstehen, ist gewollt. Die übertragen sich auf den Betrachter mit überraschenden, verblüffenden und manchmal irritierenden Wirkungen. Jede und jeder wird das anders empfinden. Vieles beunruhigt, weil es sich quer zu den üblichen oder eingeübten Rezeptionsgewohnheiten stellt. Diese Wandbilder verändern das Raumgefühl. Sie sind raum-füllend im wortwörtlichen Sinne. Gleichzeitig öffnen sich in ihnen Fenster, Perspektiven weiten sich. Sie machen tiefliegende Horizonte sichtbar – oder verdichten Strukturen. Ihre „andere Wirklichkeit“, wie Nikolaus es nennt, will sich nicht ernsthaft auf die Funktionalität der Einrichtungsgegenstände einlassen. Darunter immerhin Bauhaus-Ikonen wie der Marcel-Breuer-Stuhl oder die Wagenfeld-Lampe.
Das Bauhaus hat zwischen Handwerk und Malerei keinen Wesensunterschied gesehen. Seine klare, sachliche Formsprache ist verbunden mit einem hohen Gebrauchswert. – Auch für Nikolaus Kriese bleibt Handwerk die Voraussetzung von Kunst. Seine Sicherheit im Handwerklichen ermöglicht es ihm, unterschiedlichste Themen, Formen und Motive aufzugreifen und Gestaltungstechniken zu variieren. Dem passen sich die jeweiligen Formate mühelos an. Der ausgebildete Theatermaler weiß, wie optische Wirkungen entstehen oder herstellbar sind.
Er nutzt das im Sinne seiner Ästhetik und setzt auf starke Kontraste, kombiniert Gegenstände in expressiven Ausdrucksformen.
Statische Formen wechseln mit dynamischen, mitunter werden daraus witzig-ironischen Spielereien.
Das Spiel von Linien, Flächen und Farbkombinationen ist mit spürbarer Leichtigkeit perfektioniert. Aber viele dieser Arrangements sind nur auf den ersten Blick heitere Welten. Sie haben auch Untiefen. Sie schaffen Distanz zum verblüfften Betrachter und versperren damit harmonische Bildbetrachtung. Das gilt ebenso für die opulenten Inszenierungen mit ihren surrealen Zügen und verrätselten Abstraktionen.
Meditationsbilder sehen anders aus.
Auch was klar gegliedert und strukturiert wirkt, passt oft nicht harmonisch zueinander. Zum Beispiel, wenn fotorealistische Architektur in bunten Landschaften auftaucht oder akkurat gemalte Flächen zu unruhigen Bildteppichen verdichtet sind.
Mit nicht wenigen Bildern von Nikolaus Kriese ist es wie mit der Natur: Sie stellt keine Fragen, gibt aber viele Antworten, wie mal ein Landschaftsphilosoph und Lyriker meinte.
Beispielsweise das großformatige „Sommer, Sonne, Regen“ von 2012 mit fliegender DNA-Struktur. Neue Welt vor altvertrauter Landschaft. Fast verschwindend lässt sich am Horizont noch eine winzige Windmühle ausmachen.
Anders das „Kaliningrad“ betitelte Bild mit lebendiger weitgehend harmonischer Farbigkeit. – Wer das alte Königsberg heute erlebt, findet dort alles andere als dies. Als Tourist sieht man dort potemkinsche Fassaden, den Dom ausgenommen.
Stichwort Geografie. Es gibt sie bei Nikolaus im herkömmlichen Verständnis nicht. Entweder stehen wir vor surreal anmutenden Weltausschnitten oder arrangierten Landschaftsbildern, die sich genauere Zuschreibungen oder Einordnungen entziehen.
Letzteres gilt auch für die zahlreichen Anspielungen und Anleihen aus unterschiedlichen Epochen der Kunstgeschichte.
Entsprechend variabel sind Maltechniken und Materialeinsatz. Insbesondere die neuen Wandbilder in Öl und Acryl zeigen „farbstarke, dick aufgetragene Materialität“, wie Nikolaus sagt.
In den Farb- und Raumtableaus dominieren kühles Blau und Grau mit dissonanten, immer wieder überraschenden Akzentsetzungen. Die Bildsprache mit der fast sterilen Kühle ihrer geometrischen Formen spiegelt Neue Sachlichkeit…“
V. Liebrenz 2016
Wussten Sie schon…… dass Sie meine Bilder mieten können?
Ob zu Hause oder in Ihrem Unternehmen. Gerne stelle ich Ihnen eine individuelle Ausstellung mit Malerei zusammen. Sie wählen mehrere Bilder aus und mieten sie über einen frei vereinbarten Zeitraum. Bei Interesse schreiben Sie mir gerne über das Kontaktformular